Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 10

Foto: Lennart Ootes

Wir setzen unsere Blogserie zum russischen Großmeister Ian Nepomniachtchi und damit dem aktuellen Herausforderer im Weltmeisterschaftskampf gegen Magnus Carlsen mit der 10. Runde des Kandidatenturniers fort.

Ian Nepomnjachtchi – Kirill Alekseenko


Foto: Lennart Oootes

In Runde 10 kam es zum Rückspiel gegen Kirill Alekseenko, den Elo-mäßig schwächsten Spieler im Turnier, gegen den Nepomniachtchi in der Hinrunde jedoch nicht über ein Remis hinauskam. Mit den weißen Steinen hatte Nepo im Rückkampf nun natürlich das Ziel, einen ganzen Punkt einzufahren.

Er wählte dafür ganz besonnen die flexible Englische Eröffnung aus. Sein Gegner vermied dabei die symmetrische Variante mit c5, und wählte stattdessen die Katalanische Verteidigung mit Bauer d5.

Nach 1. c4 Sf6 2. g3 e6 3. Lg2 d5 4. Sf3 dxc4 5. Da4+ Sbd7 folgte 6. Dxc4 und die Spieler erreichten folgende Stellung:

 


Stellung nach dem 6. Zug von Weiß

Weiter ging es mit scheinbar normalen Entwicklungszügen, wobei Weiß mit seinen gut koordinierten Läufern immer einen gewissen Entwicklungsvorsprung behielt. Das zeigte sich dann zum Beispiel in Zug 15:


Stellung nach dem 15. Zug von Weiß

Ian platzierte soeben seinen Springer auf f5, welcher damit den schwarzen Läufer auf e7 ins Visier nahm. Alekseenko nahm die Gelegenheit wahr, seinen unterentwickelten Läufer von c8 gegen den Springer abzutauschen: 15. Sf5 Lxf5

In so einer offenen Stellung erhielt nun jedoch Nepos Läufer auf g2 eine starke Kontrolle über die weißen Felder – ein nicht zu verachtender strategischer Vorteil! Aus schwarzer Sicht wäre es daher ratsam gewesen, den angegriffenen Läufer von e7 nach f8 zurückzuziehen.

Nun war Ian deutlich besser entwickelt und hatte zudem Drohungen auf der c-Linie. Nach

16. Dxf5 Sc4 zog er den Läufer nach g5, um den starken Verteidigungsspringer auf f6 abzutauschen. Nach zwanzig Zügen konnte sein Gegenspieler nicht mehr alle Bauern gleichzeitig decken:

Stellung nach dem 20. Zug von Weiß
Nach 20. Le4 Da5 21. Sc3 Kf8 22. Sd5 b5 23. Dxh7 gabAlekseenko seinen h-Bauern auf.

Danach kam es bei beiden Spieler zu einem Qualitätsopfer, jene die im gesamten Kandidatenturnier des öfteren zu bestaunen waren. Nach dem schwarzen Turmopfer 23. … Txd5 24. Lxd5 Dd2 opferte auch Nepo in dieser Stellung…

Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz
… seinen Turm für den Springer mit 25. Txc4 bxc4.
In dieser Stellung ist auch entscheidend, wie der jeweilige König geschützt werden kann. Während der weiße König von den Bauern und seinem Läufer geschützt wird, ist der schwarze König vergleichsweise ungeschützt. Dieser Umstand entschied wenige Züge später die Partie, die beide Spieler hätten auch etwas präziser spielen können.
Zudem hatte Kirill Alekseenko nach 20 Zügen schon weniger als acht Minuten auf der Uhr und musste somit besonders in der Zugzeit von Ian, welcher noch über eine Stunde Zeit hatte, die möglichen Varianten berechnen.
Die Partie endete nach 26. e4 Dxb2 27. Dh8+ Ke7 28. Dc8 Db6 29. dxc4 Db5 30. Dc7+ Dd7 31. Dc5+
Stellung nach dem 31. Zug von Weiß
Weiß gewinnt einen weiteren Bauern und Kirill Alekseenko gab in dieser Stellung auf.
Ian Nepomniachtchi führte nach dieser Runde mit 6,5 aus 10 Punkten vor Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri.
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