Foto: Lennart Ootes
Wang Hao – Ian Nepomniachtchi
Nach einem Remis aus der elften Runde führte Nepo weiterhin das Turnier an. Er wurde nun mit einem Punkt Rückstand von Anish Giri verfolgt, der in dieser Runde das „schwere Los“ hatte, mit den schwarzen Figuren gegen Fabiano Caruana zu spielen.
Ian Nepomniachtchi hingegen spielte in Runde zwölf gegen Wang Hao, das Rückspiel aus Runde fünf, diesmal jedoch mit Schwarz.
Wang Hao eröffnete mit 1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 und Ian spielte die eher selten gespielte russische Verteidigung. Bereits im neunten Zug wurden die Damen abgetauscht, und Nepo gab sein Rochade-Recht auf.
Stellung nach dem 8. Zug von Schwarz
Die Stellung in obiger Abbildung gab es bereits 122 mal in Meisterpartien – die Partien gingen zu 26% (5%) an Weiß (Schwarz). Nepo musste demnach später sehr korrekt spielen, um mit einem vollen Punkt aus der Partie zu gehen.
Nach einigen Entwicklungszügen die ihr gerne auf Lichess nachspielen könnt, gab Ian seinen weißfeldrigen Läufer auf f5 ab, zog den Turm von h8 nach e8 und stellte seinen König auf f8 in Sicherheit. Ab diesem Zeitpunkt spielte er gegen das Läuferpaar – hatte ansonsten aber die Eröffnung recht gut überstanden.
Stellung nach dem 14. Zug von Schwarz
Nach dem 24. Zug hatte Nepo zwei Bauernketten auf den weißen Feldern errichtet, so dass der weiße Läufer sehr eingeschränkt wirkte, während sein schwarzer Läufer mit voller Beweglichkeit über das Brett kommt. Der Computer gibt hier zum ersten Mal Schwarz einen kleinen Vorteil in der Partie, ist aber noch weit von einer Entscheidung entfernt.
Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz
Es folgten 25. Te1 Se6 26. Le3 Tac8 27. Ld2 c5 und wir sehen dass Schwarz langsam die Kontrolle über mehr und mehr Felder erhält. Wang Hao machte nicht den Eindruck, dass er auf Gewinn spielen würde. Nach 28. dxc5 Lxc5+ 29. Kg2 zog Nepo seinen Läufer ein Feld auf 29 … Lb6 zurück, um den Druck auf c3 mit seinem Turm aufrecht zu erhalten und den Läufer aus der Mitte zu nehmen.
Wenige präzise Manöver später hatte Nepo im 34. Zug den Druck auf c3 erhöht und war bereit, den b7 Bauern zu abzugeben. Dabei entsteht ein entfernter weißer Freibauer auf a4 sowie ein schwarzer Freibauer für ihn auf d5. 34. Txb7 Sd6!?.
Hier wäre die Deckung des weißen c3-Bauern mit dem Turm von b3 aus nicht gut (35 Tc3?), da Schwarz dann 35. …d4 spielen könnte und nach 36. cxd4 mit 36. …Tc2! eine Fesselung des Läufers auf c3 erreicht, die mit einem Figurengewinn für Schwarz endet.
Wang Hao spielte 35. Ta7 und fand nach Lxc3 den Zug 36. Ld7, womit er seinen passiven Läufer abtauschen konnte.
Auf 36. …Sxd7 folgte 37. Lxc3+ Txc3 38. Txd7
Stellung nach dem 38. Zug von Weiß
Mit den beiden Freibauern und einer unterschiedlichen Aufstellung am Königsflügel war eine Spannung in der Stellung entstanden, die es Schwarz etwas angenehmer machte, mit dem Turm gegen den König zu spielen. Noch reichte es aber nicht für den Sieg. Nepos Plan zeigte sich in den nächsten Zügen
Nach fünfzehn weiteren Zügen – in denen Schwarz immer die Initiative behält – erreichten die beiden Spieler die folgende Stellung:
Stellung nach dem 55. Zug von Weiß
Der weiße König ist inzwischen fast Matt, die Freibauern sind abgetauscht und der schwarze König weiterhin sicher. In dieser Stellung gibt es tatsächlich nur einen Zug, der Weiß für eine Weile rettet! Die schwarze Drohung ist, den Springer über d1/d3 nach f2 zu bringen, aber Wang Hao wehrte dies korrekt mit 56. Td8! ab, womit er dem schwarzen Springer den Zugang zur d-Linie verwehrte.
Nach 56. … Tf2 von Nepo ist nun aber der f3 Bauer nicht zu halten: