Foto: Lennart Ootes
Ian Alexandrowitsch Nepomniachtchi wird der Herausforderer von Weltmeister Magnus Carlsen bei der Schachweltmeisterschaft 2021 sein.
Wie er zu diesem schachlichen Erfolg kam, und insbesondere welche Partien er dabei im Kandidatenturnier spielte, wollen wir in diesem und den folgenden Blogbeiträgen etwas näher beleuchten.
Das Kandidatenturnier ist ein 14-rundiges Doppelrundenturnier, das regelmäßig darüber entscheidet, wer den amtierenden Weltmeister im Schach herausfordert. Die Spieler erhalten jeweils 100 Minuten Zeit für ihre ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich noch 15 Minuten bis zum Ende der Partie. Außerdem wird den Spielern pro Zug ein 30-Sekunden-Inkrement gutgeschrieben. Ein Remis darf erst nach dem 40. Zug angeboten werden.
Mit seiner ersten Partie konnte Ian Nepomniachtchi mit Schwarz gegen Anish Giri, den jungen niederländischen Schachgroßmeister, bereits einen ganzen Punkt sichern!
Foto: Lennart Ootes
Es begann mit einem Englischen Vierspringerspiel, in dem Weiß am Zug mit d4 das Zentrum öffnen wird.
Bereits im 15. Zug gelang es dann Ian mit seinem Turm aktiv den gefesselten Springer auf c3 anzugreifen, während die weißen Figuren ohne richtiges Angriffsziel eher passiv wirken:
Durch die aktive Dame kann Schwarz großen Druck ausüben und Weiß musste sehr genau spielen um nicht „überrollt“ zu werden.
Nach einigen Abtäuschen kam es zu folgendem Endspiel mit Dame, Turm und Läufer:
Beide haben einen Freibauern – Schwarz auf c4 und Weiß auf a2. Interessant ist auch zu bemerken, dass der schwarze Läufer sich noch nicht von seinem Startfeld entfernt hat. Trotzdem kontrolliert er von c8 aus viele Felder und ist sehr flexibel.
Nachdem einige Figuren in einem spannenden Kampf vom Brett genommen wurden, konnte Ian die Dame behalten, welche nun gegen Läufer und Turm bestehen muss, und gleichzeitig den a2-Freibauern aufhält. In dieser Stellung ist Ian bereits deutlich stärker aufgestellt und kann mit dem Einsatz der Bauern und der aktiven Hilfe seines Königs die weißen Figuren dominieren.
Nach 73 Zügen gab Anish in folgender Stellung auf:
Wir sehen in der Endstellung, dass Schwarz den Bauern und König deutlich besser aufstellen konnte als es Weiß konnte. Nepomniachtchi würde mit seinem König bald dem Bauern zur Umwandlung helfen, entweder nach Txd3 und Bxd3, oder nachdem der König über c3 nach d2 vordringt. Mit Dame und König Seite-an-Seite würde Weiß bald zusammenbrechen.