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Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 14

Foto: Lennart Ootes

14. Runde des Kandidatenturniers 2020 / 2021

Wir schließen unsere Blogserie zum aktuellen Herausforderer auf den Weltmeisterschaftstitel im Schach 2021 – Ian Nepomniachtchi – mit der letzten Runde des Kandidatenturniers ab.

Nepo hatte in der vorherigen Runde gegen Maxime Vachier-Lagrave (MVL) nur Remis gespielt, während Fabiano Caruana, Ding Liren und Alexander Grischuk jeweils einen vollen Punkt holen konnten. Großer Verlierer des 13. Spieltages war somit Anish Giri, der es damit verpasste, den Rückstand auf Nepo in seinem Spiel gegen Alexander Grischuk aufzuholen.

Durch Grischuks Sieg stand nun Nepo bereits einen Spieltag vor Schluss als neuer Herausforderer von Magnus Carlsen fest! Anish Giri lag zwar nur einen Punkt hinter Nepo und hatte noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg, doch hatte er das direkte Duell gegen den Russen verloren. Selbst bei einem Gewinn von Anish im letzten Spiel und einer Niederlage von Ian wäre Nepo der Turniersieg damit nicht mehr zu nehmen gewesen. Schauen wir uns also an, was Ian Nepomniachtchi in seiner letzten Partie gegen Ding Liren mit Schwarz vorbereitet hatte.

Ding Liren – Ian Nepomniachtchi

Ding Liren eröffnete mit 1. d4, worauf Ian abwartend mit der „Indischen Verteidigung, Anti-Grünfeld“ antwortete. Indisch wurden Eröffnungen genannt, welche nicht gleich das Zentrum im Blick haben, sondern dem Gegner erst einige Züge Vorsprung gewähren, um dann das Zentrum anzugreifen.

Ding Liren hatte mit 6. Ld3 einen seltenen Entwicklungszug gespielt, der durchaus logisch erscheint und das erste Mal im Januar 2020 in einer Meisterpartie gespielt wurde. In der Diagrammstellung wenige Züge später schlägt Ian das erste Mal im Zentrum mit 7. ...exd5 8. cxd5 zu und spielte fortan mit einem besseren Zugriff auf das Zentrum.


Stellung nach dem 7. Zug von Weiß

 

Die Entwicklung ging weiter mit 8. …Sbd7 9. Sec3 (wir sehen die Eröffnung enthält viele strategische Manöver) a6 10. a4 Sh5 11. 0-0 Ld4+ 12. Kh1 Se5 13. Se2 Dh4 und wieder hat Nepo es geschafft, mit Schwarz einen starken Angriff aufzubauen! Noch ist natürlich nichts entschieden, aber die Initiative, also die Möglichkeit zum Angriff, lag in dieser Phase der Partie wohl eher bei ihm.


Stellung nach dem 13. Zug von Schwarz

 

Mögliche Züge für Ding Liren sind nun 14. Ta3 (bringt den Turm ins Spiel auf die umkämpfte 3. Reihe), der Rückzug Lc2 und das Schlagen des starken Läufers auf d4. Ding entscheidet sich für Letzteres und gibt damit nach

14. Sxd4 Sxd3 15. Dxd3 Sg3+! 16. Kg1 Sxf1

die Qualität an Schwarz ab. Der Computer empfiehlt statt 14. … Sxd3 wie in der Partie, mit 14. …cxd4 das materielle Gleichgewicht zu belassen und erst später den weißen König zu attackieren.

So hat Ian zwar nach 17. Sc2 Sxh2 18. De3 mehr Material, muss nun aber aufpassen seinen Angriff und die Entwicklung gleichzeitig aufrecht zu erhalten. Mit 18. …0-0 erreichte er das Ziel nicht! Besser wäre g5! oder f5 gewesen, doch auch diese Züge reichten nicht ganz, um einen starken Angriff aufzubauen – und sie schwächen natürlich seine eigene Königsstellung!

Jetzt konnte Ding Liren die Damen abtauschen. Es folgten 19. Dg5 Sxf3+ 20. gxf3 Dh3 21. Lf4 Dxf3 22. Sd2 f6


Stellung nach dem 22. Zug von Schwarz

Nach  23. Dxg6 hxg6 24. Sxf3 Lg4 gewann Nepo zwar nebenbei noch alle drei Bauern vor dem gegnerischen König – die Initiative war aber mittlerweile deutlich bei Weiß, der mit d6 ein willkommenes Angriffsziel hatte.


Stellung nach dem 27. Zug von Schwarz

Wenig später gelang es Ding Liren mit 28. Lxd6 schließlich, den Bauern zu schlagen und er behielt mit den zwei Leichtfiguren gegen Nepos nicht entwickelten Turm leichtes Spiel!

Weiter ging es mit 28. …Tfe8 29. Sxd3 cxd3 30. Lc7 Kf7 31. Ta3! Tac8 (Schwarz ist erst jetzt voll entwickelt) 32. d6! Ke6 33. Txd3 und bereits hier war leicht zu erkennen, dass  Jan wohl an diesem Tag nicht punkten würde.


Stellung nach dem 33. Zug von Weiß

Früher oder später musste Nepo einen Turm für den hervorragend platzierten Läufer auf c7 opfern, wonach sein Materialrückstand jedoch nur noch größer werden würde. Die Partie endete mit 33. …Kd7?! (Th8) 34. Sc4 – droht die Gabel auf b6 oder den Vorstoß Bauer nach d7. Nepo schlug daher mit 34 …Txc7 den Läufer, gab sich jedoch nach 35. Sb6+ geschlagen.

Die Niederlage in der letzten Runde des Kandidatenturniers wird Nepo nicht allzu sehr geschmerzt haben, war ihm doch der Turniersieg nicht mehr zu nehmen! Zudem bekam er auch noch Schützenhilfe von Kirill Alekseenko, der zeitgleich seine letzte Partie gegen Anish Giri, den einzigen chancenreichen Verfolger von Nepo, überraschend gewinnen konnte.

Ian Nepomniachtchi gewann somit das lange Kandidatenturnier 2020 / 2021 und durfte sich fortan auf den Weltmeisterschaftskampf im November 2021 gegen den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen in Dubai vorbereiten!

Beide Spieler kennen sich aus vielen Turnieren seit ihrer Kindheit – und Nepo ist der einzige Top-Spieler mit einer positiven Bilanz im klassischen Langschach gegen den amtierenden Weltmeister! Es erwartet uns also ein interessanter und spannender Kampf in bis zu 14 Langschachpartien, wofür wir beiden Spielern viel Glück wünschen!

 

 

Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 12

Foto: Lennart Ootes

Wang Hao – Ian Nepomniachtchi

Nach einem Remis aus der elften Runde führte Nepo weiterhin das Turnier an. Er wurde nun mit einem Punkt Rückstand von Anish Giri verfolgt, der in dieser Runde das „schwere Los“ hatte, mit den schwarzen Figuren gegen Fabiano Caruana zu spielen.
Ian Nepomniachtchi hingegen spielte in Runde zwölf gegen Wang Hao, das Rückspiel aus Runde fünf, diesmal jedoch mit Schwarz.

Wang Hao eröffnete mit 1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 und Ian spielte die eher selten gespielte russische Verteidigung. Bereits im neunten Zug wurden die Damen abgetauscht, und Nepo gab sein Rochade-Recht auf.


Stellung nach dem 8. Zug von Schwarz

Die Stellung in obiger Abbildung gab es bereits 122 mal in Meisterpartien – die Partien gingen zu 26% (5%) an Weiß (Schwarz). Nepo musste demnach später sehr korrekt spielen, um mit einem vollen Punkt aus der Partie zu gehen.

Nach einigen Entwicklungszügen die ihr gerne auf Lichess nachspielen könnt, gab Ian seinen weißfeldrigen Läufer auf f5 ab, zog den Turm von h8 nach e8 und stellte seinen König auf f8 in Sicherheit. Ab diesem Zeitpunkt spielte er gegen das Läuferpaar – hatte ansonsten aber die Eröffnung recht gut überstanden.

Stellung nach dem 14. Zug von Schwarz

Nach dem 24. Zug hatte Nepo zwei Bauernketten auf den weißen Feldern errichtet, so dass der weiße Läufer sehr eingeschränkt wirkte, während sein schwarzer Läufer mit voller Beweglichkeit über das Brett kommt. Der Computer gibt hier zum ersten Mal Schwarz einen kleinen Vorteil in der Partie, ist aber noch weit von einer Entscheidung entfernt.


Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz 

Es folgten 25. Te1 Se6 26. Le3 Tac8 27. Ld2 c5 und wir sehen dass Schwarz langsam die Kontrolle über mehr und mehr Felder erhält. Wang Hao machte nicht den Eindruck, dass er auf Gewinn spielen würde. Nach 28. dxc5 Lxc5+ 29. Kg2 zog Nepo seinen Läufer ein Feld auf 29 … Lb6 zurück, um den Druck auf c3 mit seinem Turm aufrecht zu erhalten und den Läufer aus der Mitte zu nehmen.

Wenige präzise Manöver später hatte Nepo im 34. Zug den Druck auf c3 erhöht und war bereit, den b7 Bauern zu abzugeben. Dabei entsteht ein entfernter weißer Freibauer auf a4 sowie ein schwarzer Freibauer für ihn auf d5. 34. Txb7 Sd6!?.

Hier wäre die Deckung des weißen c3-Bauern mit dem Turm von b3 aus nicht gut (35 Tc3?), da Schwarz dann 35. …d4 spielen könnte und nach 36. cxd4 mit 36. …Tc2! eine Fesselung des Läufers auf c3 erreicht, die mit einem Figurengewinn für Schwarz endet.
Wang Hao spielte 35. Ta7 und fand nach Lxc3 den Zug 36. Ld7, womit er seinen passiven Läufer abtauschen konnte.

Auf 36. …Sxd7 folgte 37. Lxc3+ Txc3 38. Txd7

Stellung nach dem 38. Zug von Weiß

Mit den beiden Freibauern und einer unterschiedlichen Aufstellung am Königsflügel war eine Spannung in der Stellung entstanden, die es Schwarz etwas angenehmer machte,  mit dem Turm gegen den König zu spielen. Noch reichte es aber nicht für den Sieg. Nepos Plan zeigte sich in den nächsten Zügen

38. …Tc6 39. Te7?! (Kf2 ist besser) Tc2+ und nach 40. Kg1 d4 spielte es sich für Schwarz gegen den passiven weißen König deutlich leichter!

Nach fünfzehn weiteren Zügen – in denen Schwarz immer die Initiative behält – erreichten die beiden Spieler die folgende Stellung:


Stellung nach dem 55. Zug von Weiß

Der weiße König ist inzwischen fast Matt, die Freibauern sind abgetauscht und der schwarze König weiterhin sicher. In dieser Stellung gibt es tatsächlich nur einen Zug, der Weiß für eine Weile rettet! Die schwarze Drohung ist, den Springer über d1/d3 nach f2 zu bringen, aber Wang Hao wehrte dies korrekt mit 56. Td8! ab, womit er dem schwarzen Springer den Zugang zur d-Linie verwehrte.

Nach 56. … Tf2 von Nepo ist nun aber der f3 Bauer nicht zu halten:

57. Kg1 Txf3 58. Se4 Te3 59. Sg3?! und der Druck auf die weiße Stellung bleibt.
In den kommenden Zügen wäre der g-Bauer nicht mehr zu halten gewesen Nach 59. ..Ta3 gab Wang Hao das Spiel auf.
Endstellung nach 59. … Ta3
Ian Nepomniachtchi erzielte somit einen weiteren ganzen Punkt. Zwei Runden vor Ende des Turniers hatten nun nur noch er und Anish Giri Chancen auf den Gesamtsieg. Letzterer konnte mit seinem Schwarzsieg gegen Fabiano Caruana einen Verfolger entscheidend distanzieren, sodass nun auch klar war, dass Magnus Carlsen im aktuellen WM-Match gegen einen neuen Herausforderer antreten würde!
Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 10

Foto: Lennart Ootes

Wir setzen unsere Blogserie zum russischen Großmeister Ian Nepomniachtchi und damit dem aktuellen Herausforderer im Weltmeisterschaftskampf gegen Magnus Carlsen mit der 10. Runde des Kandidatenturniers fort.

Ian Nepomnjachtchi – Kirill Alekseenko


Foto: Lennart Oootes

In Runde 10 kam es zum Rückspiel gegen Kirill Alekseenko, den Elo-mäßig schwächsten Spieler im Turnier, gegen den Nepomniachtchi in der Hinrunde jedoch nicht über ein Remis hinauskam. Mit den weißen Steinen hatte Nepo im Rückkampf nun natürlich das Ziel, einen ganzen Punkt einzufahren.

Er wählte dafür ganz besonnen die flexible Englische Eröffnung aus. Sein Gegner vermied dabei die symmetrische Variante mit c5, und wählte stattdessen die Katalanische Verteidigung mit Bauer d5.

Nach 1. c4 Sf6 2. g3 e6 3. Lg2 d5 4. Sf3 dxc4 5. Da4+ Sbd7 folgte 6. Dxc4 und die Spieler erreichten folgende Stellung:

 


Stellung nach dem 6. Zug von Weiß

Weiter ging es mit scheinbar normalen Entwicklungszügen, wobei Weiß mit seinen gut koordinierten Läufern immer einen gewissen Entwicklungsvorsprung behielt. Das zeigte sich dann zum Beispiel in Zug 15:


Stellung nach dem 15. Zug von Weiß

Ian platzierte soeben seinen Springer auf f5, welcher damit den schwarzen Läufer auf e7 ins Visier nahm. Alekseenko nahm die Gelegenheit wahr, seinen unterentwickelten Läufer von c8 gegen den Springer abzutauschen: 15. Sf5 Lxf5

In so einer offenen Stellung erhielt nun jedoch Nepos Läufer auf g2 eine starke Kontrolle über die weißen Felder – ein nicht zu verachtender strategischer Vorteil! Aus schwarzer Sicht wäre es daher ratsam gewesen, den angegriffenen Läufer von e7 nach f8 zurückzuziehen.

Nun war Ian deutlich besser entwickelt und hatte zudem Drohungen auf der c-Linie. Nach

16. Dxf5 Sc4 zog er den Läufer nach g5, um den starken Verteidigungsspringer auf f6 abzutauschen. Nach zwanzig Zügen konnte sein Gegenspieler nicht mehr alle Bauern gleichzeitig decken:

Stellung nach dem 20. Zug von Weiß
Nach 20. Le4 Da5 21. Sc3 Kf8 22. Sd5 b5 23. Dxh7 gabAlekseenko seinen h-Bauern auf.

Danach kam es bei beiden Spieler zu einem Qualitätsopfer, jene die im gesamten Kandidatenturnier des öfteren zu bestaunen waren. Nach dem schwarzen Turmopfer 23. … Txd5 24. Lxd5 Dd2 opferte auch Nepo in dieser Stellung…

Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz
… seinen Turm für den Springer mit 25. Txc4 bxc4.
In dieser Stellung ist auch entscheidend, wie der jeweilige König geschützt werden kann. Während der weiße König von den Bauern und seinem Läufer geschützt wird, ist der schwarze König vergleichsweise ungeschützt. Dieser Umstand entschied wenige Züge später die Partie, die beide Spieler hätten auch etwas präziser spielen können.
Zudem hatte Kirill Alekseenko nach 20 Zügen schon weniger als acht Minuten auf der Uhr und musste somit besonders in der Zugzeit von Ian, welcher noch über eine Stunde Zeit hatte, die möglichen Varianten berechnen.
Die Partie endete nach 26. e4 Dxb2 27. Dh8+ Ke7 28. Dc8 Db6 29. dxc4 Db5 30. Dc7+ Dd7 31. Dc5+
Stellung nach dem 31. Zug von Weiß
Weiß gewinnt einen weiteren Bauern und Kirill Alekseenko gab in dieser Stellung auf.
Ian Nepomniachtchi führte nach dieser Runde mit 6,5 aus 10 Punkten vor Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri.
Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 7

Foto: Lennart Ootes

Maxime Vachier-Lagrave – Ian Nepomniachtchi

Mit der siebten Runde und somit zum Ende der „Hinrunde“ trafen die beiden bisher führenden Spieler des Kandidatenturniers direkt aufeinander.

Ian Nepomniachtchi führte nach sechs Runden mit einem Punkt Vorsprung vor Maxime Vachier-Lagrave (MVL). Letzterer musste die Partie mit den weißen Steinen somit gewinnen, um gegenüber seinem Konkurrenten aufzuholen und seine Chancen auf einen Weltmeisterschaftskampf gegen Magnus Carlsen zu wahren.

MVL eröffnete mit 1. e4 und Ian antwortete gegen den Franzosen mit der französischen Verteidigung – Bauer nach e6. 

Es folgte die sogenannte „Winawer Variante“ mit dem weißen Vorstoß nach e5 – Weiß gewinnt somit Raum im Zentrum und Schwarz bekommt dafür Gegenspiel am Damenflügel.


Stellung nach dem 10. Zug von Weiß

 

Die Variante wurde unter Großmeistern bereits oft gespielt. Sie ist recht scharf mit vergleichsweise wenig Remisen – in der Diagrammstellung ist nach 10. Dg4!? der g7 Bauer angegriffen und es gibt einige Varianten wie Schwarz verteidigen kann.
Dazu zählen Kf8!? mit guten Ergebnissen, aber auch Bauer cxd4 oder Sf5 sind möglich. Ian entschied sich für den ebenfalls interessanten Zug 10. … Tg8 und schob nach dem erwarteten 11. Lb5+ auch Kf8 nach.


Stellung nach dem 18. Zug von Weiß

 

Nach einigen Entwicklungszügen ist Ian im achtzehnten Zug etwas unvorsichtig geworden. Seit AlphaZero die französische Eröffnung als sehr schwierig zu verteidigen einschätzte ist der c4?! Zug ein Hinweis dafür, dass Schwarz sein Gegenspiel im Zentrum aufgibt.
Ähnlich sehen wir es auch hier durch MVL genutzt, der mit seinem vorgestoßenen Bauern auf e5 die Unterstützung der Bauernkette nutzt um komfortabel in das Endspiel zu gehen. Nach 19. 0-0 Tb6 20. Dc2 stellte Jan seinen Turm und König wieder auf ihre Ausgangsfelder – bessere Züge waren sicher Sd7-b8-c6 oder Dxa3.

Bis zum 22. Zug haben sich beide Spieler weiter aufgebaut, und Maxime demonstriert in dieser Stellung, dass Weiß bereit ist, nach Sxb4 cxb4 mit seinem Läufer gegen den passiven h8-Turm die Kontrolle über die schwarzen Felder zu übernehmen.


Stellung nach dem 22. Zug von Schwarz

 

Nach 23. f4 folgte also der Rückzug 23. … Se7 24. Tfb1 f5. Weiß ist nun schneller in der Lage, sich am Damenflügel aufzubauen und Maxime zeigt dies vorbildlich in dieser Partie.

Nach weiteren zehn Zügen, in denen einiges an Material am Damenflügel abgetauscht wurde, kommen wir zur Stellung nach 32. … exf5.


Stellung nach dem 32. Zug von Schwarz

 

Weiß hat sein Bauern-Dreieck behalten und einen Freibauern auf e5 geschaffen; Schwarz hat dafür einen entfernten Freibauern auf a7, welcher jedoch noch einen weiten Weg vor sich hat, bis er gefährlich werden kann.
Maxim spielte hier 33. Sg3 und Nepomniachtchi antwortete mit Db6 (eine Deckung mit dem Bauer g6 wäre vermutlich besser gewesen). Das gibt MVL die Möglichkeit zu einem Zwischenschach 34. Sxf5+ Kf8 und 35. Da1! deckt alle wichtigen Felder ab.

Ian beging nun den nächsten Fehler in der Partie – er tauschte seinen wichtigen Freibauern ab, anstatt ihn in Bewegung zu setzen: De6? (a5 wäre besser gewesen). Es folgten die Züge 36. Sg3 Dg4 37. Kg2 Dxf4 38. Dxa7


Stellung nach dem 38. Zug von Weiß

 

Auf den ersten Blick ist noch nicht gleich ersichtlich, wie schwierig die schwarze Stellung zu verteidigen ist. Ian zog hier mit Ke7 seinen König in Richtung Zentrum, Maxime erwiderte mit 39. Da3+ Kd8 (Kf7) 40. Dd6! und trotz genügend Zeit auf der Uhr verrechnete sich Ian nun noch mit 41. …g5?.
Andere Varianten wie Dd2 Ka3 Df4 Dxd5 Kd7 wären jedoch auch nicht vielversprechender gewesen.

Die siebte Runde endete mit 41. hxg6 en-passant h5 und 42. g7, wonach Nepo die Segel streichte und die Partie aufgab.

Wer von Euch Lust hat, kann in dieser Stellung nach Dd2+ gern das errechnete Matt in #20 nachspielen 🙂

Damit ging die erste Hälfte des Kandidatenturniers im Jahr 2020 zu Ende und Maxime Vachier-Lagrave übernahm nach dieser eindrucksvollen Leistung die Führung des Turniers.

Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 6

Foto: Lennart Ootes

Ian Nepomniachtchi – Ding Liren

Mit Runde 6 des im letzten Jahr begonnenen und in diesem Jahr abgeschlossenen Kandidatenturniers führen wir unsere Blogreihe zum aktuellen Herausforderer auf die Weltmeisterschaft – Ian Nepomniachtchi fort.

Dabei traf „Nepo“ mit den weißen Figuren auf Ding Liren und damit auf den nächsten starken Chinesen. Die beiden Spieler begannen mit der aus den frühen 2000er Jahren sehr regelmäßig in der Weltspitze angewandten Spanischen Partie, die seinerzeit sehr oft und schnell in das „Berliner Endspiel“ überführt wurde.
Ian entschied sich hier mit Weiß jedoch für ein lebendiges Mittelspiel im sogenannten „geschlossenen Spanier“, welche sich durch folgende Zugfolge auszeichnet: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0-0 Le7.

 


Stellung nach dem 3. Zug von Schwarz

Bis zum sechzehnten Zug folgte Nepo dem Vorbild des amtierenden Weltmeisters Magnus Carlsen, der 2017 gegen Ding Liren 16. c4 spielte, und nach 31 Zügen mit Weiß gewinnen konnte. Magnus konnte, ähnlich zur hier vorliegenden Variante, ebenfalls einen Freibauern erschaffen und damit die Partie kurz nach dem Mittelspiel für Schwarz in gefährliche Wasser führen. Gern könnt ihr diese Partie hier nachspielen.

 


Stellung nach dem 15. Zug von Schwarz

Ian entschied sich in dieser Stellung für eine neue Variante, und spielte seinen Turm nach b2. Der Plan dahinter ist, den schwarzen b5 Bauern zu entfernen und mit dem eigenen b-Bauern in die schwarze Stellung einzudringen.

 


Stellung nach dem 21. Zug von Weiß

Nach 21 Zügen war es dann so weit; der Springer auf d5 dominiert die schwarze Stellung, die sich auf den hinteren Linien tummelt. Ian hat sich zudem gerade mit 21. g3 ein Luftloch geschaffen.

Schwarz schlägt jetzt auf c4 zu – 21. … bxc4. Deutlich bessere Varianten gab es nicht (Ta3 hätte die Öffnung der Stellung noch etwas herauszögern können).

22. Dxc4 c6! Ein wichtiger Zug, um den starken Springer auf d5 zurückzudrängen.

Es folgen die Züge 23. Sf4 Lg5 24. Se2 d5 25. d5 exd5 26. Db3.

 


Stellung nach dem 26. Zug von Weiß

Nach 26 Zügen hat Jan es nun geschafft, einen Freibauern auf der b-Linie mit Schwerfiguren als Unterstützung zu platzieren. Die Verteidigung mit Schwarz fällt Ding jetzt schon recht schwer, aber beide haben noch ausreichend Zeit (1h gegen 1:40h). Um Gegenspiel und eigene Stärken zu kreieren, greift Ding Liren zum h-Bauern, während Ian seinen b-Bauern weiter vorprescht.

 

Stellung nach dem 30. Zug von Weiß
Mit 30. Tfb1 Ld8 31. Db5 Dg4? passierte Ding die erste Ungenauigkeit. Mit Df5 hätte er seinen f7 Bauern überdeckt und keine Taktik zugelassen. Ian bestrafte es aber auch nicht direkt mit De8+!, sondern nahm sich den Bauern von e5.

Nach 32. Dxe5 Ta5 33. Dc6? (f3) hätte Ding mit dem schwachen weißen König ein Remis erzielen können … hätte er den starken Zug Tb8xb6 Tb2xb6 Dxe2 gesehen. So spielte Ding nur 33. …Tc5? und ließ ohne Gegenspiel

34. De8+ Kh7 35. Sg1 Txb6 36. Dxd8 Txb2 37. Txb2 Tc1! 38. Dh4+ Dxh4 39. gxh5 zu.
Mit einer Leichtfigur weniger plus leicht zu deckenden weißen Bauern gab sich Ding nach einem weiteren Zug geschlagen.

Endstellung nach dem 40. Zug von Weiß
Ian Nepomniachtschi führte nun mit 4,5 aus 6 Punkten und einen Punkt vor Maxime Vachier-Lagrave (MVL) das Kandidatenturnier weiterhin an. In der nächsten Runde sollten dann beide Kontrahenten direkt aufeinander treffen und wir werden unsere Serie dann mit Partie 7 des Kandidatenturniers fortsetzen.
Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runde 5

 

Foto: Lennart Ootes

Ian Nepomniachtchi – Wang Hao

Wir setzen unsere Blogreihe über Ian Nepomniachtchi, den aktuellen Herausforderer bei der Schach-WM 2021, mit der fünften Runde des Kandidatenturniers fort. Zu Beginn dieser Runde führte er mit Maxime Vachier-Lagrave (MVL) und Wang Hao mit jeweils 2,5 aus vier Punkten das Turnier an.

Nun traf Ian Nepomnjachtchi auf den jungen Chinesen Wang Hao.


Foto: Lennart Ootes

Ian eröffnete mit 1.e4 und Wang Hao antwortete mit 1. .. e5, und setzte nach 2. Sf3 mit Sf6 die russische Eröffnung ein.


Stellung nach dem 5. Zug von Schwarz: d6-d5

Beide Spieler blieben anschließend auf bekanntem Terrain aus Partien von anderen Großmeistern wie Viswanathan Anand und Maxime Vachier-Lagrave der letzten Jahre. Erst im 13. Zug spielte Ian eine Neuerung.


Stellung nach dem 12. Zug von Schwarz: Sa6

Typischerweise werden in dieser Stellung die Züge Se3, Db3, Sg3 oder Te2 gespielt. Ian entschied sich an dieser Stelle jedoch dazu, seinen h-Bauern ins Spiel zu bringen und Druck auf den schwarzen König aufzubauen.
Nach 13. h4 kann Schwarz den Bauern nicht mit dem Läufer schlagen, da nach 13. .. Lxh4, 14. Sxh4, Dxh4 der Springer auf d6 ungedeckt ist. Wang Hao entschied sich daher, seinen Springer von a6 nach Sc7 ins Spiel zu bringen.

Nepomniachtchis nächster Zug 14. Sg5 wird von h4 unterstützt, und droht Matt auf h7. Wang Hao wehrt mit 14. … Lxg5 ab (die Alternative 14. … g6 ist ebenfalls stark). Nach 15. Lxg5 f6 16. Lf4 steht Weiß sehr solide, Schwarz hat aber auch keine offensichtliche Schwäche.


Stellung nach dem 21. Zug von Weiß: h5

Mit dem Zug 21. h5 rückt Ian weiter am Königsflügel vor. Die beste Möglichkeit für Schwarz, um den Angriff zu schwächen ist nun der Abtausch Txe1+ 22. Txe1 Te8 23. Txe8 Sxe8.

23. … Dxe8 hätte an der Stelle 24. h6! mit großem Raumvorteil für Weiß ermöglicht, und der schwarze Springer ist zu spät um die „Invasion“ am Königsflügel zu stoppen.
Nach einigen Zügen, in denen beide Seiten ihre Figuren in Stellung bringen, ist ersichtlich, dass Ian aus dem Mittelspiel und mit seiner Neuerung 13. h4 mit mehr Raum im Endspiel ankommt – gerade der h-Bauer ist für Schwarz eine echte Herausforderung, den Jan im 27. Zug dann weiter nach h6 schiebt!


Stellung nach dem 30. Zug von Schwarz: Kf7

Nach 30. Dh2 Kf7 erhält Ian weiter Raum mit 31. c5 Sb5 und stürmt mit der Dame nach 32. Db8!

An dieser Stelle übersah Wang Hao die Gefährlichkeit des weißen Endspiels – der Gegenangriff Sxe4 oder die Verteidigung auf De7 hätten die Stellung gesichert. Er versuchte den natürlich aussehenden Zug 32. … Dd7,  ein Feld auf das der König nach 33. Dh8 Ke6 f4 Sxd4 35. Dg8+! gern gezogen hätte um sich in Sicherheit zu bringen! So blieb nur die Abwicklung in ein verlorenes Endspiel, bei dem Wang Hao auch weniger als zehn Minuten auf der Uhr hatte.

Nach 38. Dd8 droht Ian noch einmal Matt zu setzen – diesmal auf d6 und gleichzeitig den Springer zu schlagen. Die einzige starke Verteidigung bleibt 38. … Dd7 worauf Nepo den Gewinnzug 39. f5+! findet.


Stellung nach dem 38. Zug von Weiß: Dd8

39. …gxf5 40. gxf5+ Sxf5 sind praktisch erzwungen (gern selbst ansehen!) und Ian bleibt nach
41. Dxd7+ Kxd7 42. Sxf5 Ke6 43. Se3 mit einer soliden Stellung und einem Springer gegen zwei ungefährliche Bauern.
Wang Hao gibt hier auf, denn er vertraut auf die Endspieltechnik des russischen Großmeisters.
Ian Nepomniachtschi ging nach diesem eindrucksvollen Sieg im Turnier klar in Führung.
Gern könnt ihr Euch auch unser Kurzvideo zu dieser Partie anschauen:
Ian Nepomniachtchis Weg zur WM – Kandidatenturnier Runden 2-4

Foto: Lennart Ootes

In diesem Beitrag führen wir die Vorstellung Ian Nepomniachtchis als Sieger des Kandidatenturniers 2020/2021 mit den Runden zwei bis vier fort.

Ian konnte mit einem Sieg gegen Anish Giri in das Turnier starten (siehe unser vorheriger Blogbeitrag).
In den kommenden drei Partien kam es jeweils zu einem Unentschieden und wir möchten in diesem Blogbeitrag kurz auf die Highlights dieser Partien eingehen.
Nähere Details dazu erfahrt ihr auch in unserem Videobeitrag auf unserem YouTube-Kanal.


Runde 2: Ian Nepomniachtchi – Alexander Grischuk


Foto: Lennart Ootes

Ian eröffnete seine erste Partie mit den weißen Figuren mit 1. e4 und Grischuk spielte die sehr solide Berliner Verteidigung weiter über 1. … e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6. Das ist eine bei den Meistern sehr beliebte Eröffnung, um mit Schwarz schnell auszugleichen. Bereits nach acht Zügen sind die Damen vom Brett, und Schwarz behält das Läuferpaar. Dafür hat Weiß einen starken Bauern auf e5 und kommt mit den Türmen schneller ins Spiel.


Stellung nach dem 15. Zug von Weiß

Ohne große Aufregung spielte Ian die Stellung bis zum 40. Zug weiter, und hatte zum Ende noch eine Stunde auf der Uhr. Gleichzeitig nutzte Alexander Grischuk seine Zeit bis dahin gut aus – wie man es vom ihm gewöhnt ist – stets mit wenig Zeit am Ende der Partie.

Im Endspiel mit Läufern auf unterschiedlichen Feldfarben einigten sich beide Spieler auf Remis.


Stellung nach dem 40. Zug von Schwarz – Ende der Partie 2
Runde 3: Kirill Alekseenko – Ian Nepomniachtchi

Die dritte Runde spielt „Nepo“ mit Schwarz gegen den jungen russischen Großmeister Kirill, Jahrgang 1997.

Ian antwortete auf 1.e4 mit e6 und wählte somit die französische Verteidigung. Dabei entschied er sich für die derzeitige Hauptvariante, die sog. „Winawer Variation“ oder „Vorstoß-Variante“ genannt, in der Weiß lange mehr Raum behält.


Stellung nach dem 5. Zug von Weiß, wonach Ian auf c3 schlägt und Weiß einen Doppelbauern auf c2 und c3 verpasst

Durch die Schwächung der weißen Bauernstruktur bekommt Schwarz einige Angriffsziele auf dem Damenflügel.
Im 16. Zug öffnet Kirill die Stellung mit Bauer schlägt c5. Jetzt sind die weißen Bauern auf c2 und c3 noch ungeschützter. Der stärkere Zug wäre Bauer von c3 nach c4 gewesen.


Stellung nach dem 16. Zug von Weiß: dxc5

Der Computer empfiehlt für Schwarz mit dem Bauer zu schlagen und somit die b-Linie zu öffnen. Ian entschied stattdessen, mit der Dame zu nehmen, was nach Turm b4 den Läufer in Bedrängnis bringt und Weiß einen stellungsmäßigen Ausgleich verschafft.

Spannend wurde es im Zug Nummer zwanzig. Ian hat im letzten Zug den Springer nach c6 gezogen und greift den starken Turm auf b4 an. Zöge der Turm wie empfohlen nach f4, wird die Dame den Bauern auf a3 schlagen. Kirill entscheidet sich also die weiße Dame nach e2 zu stellen und den Turm zu opfern.


Stellung nach dem 20. Zug von Weiß: De2

Dafür ist der schwarze Läufer nun auf a4 eingeschlossen, und die Stellung blieb ausgeglichen.

Im 22. Zug wurde Ian dann etwas ungenau. Er stellt seinen Springer von d7 nach b8 – direkt auf b6 zu gehen mit dem Blick auf c4 wäre ein besserer Außenposten gewesen.

Nach einigen Abtauschen erreichten die beiden Spieler die folgende Stellung:


Stellung nach dem 33. Zug von Schwarz: Dxa5

Nach dem logisch folgenden 34. Dxf7 schneidet die weiße Dame den schwarzen König von seinen Verteidigern ab. Ian entschied sich nach 34. … Da2 für das Remis  – seine Figuren sind recht unkoordiniert auf beiden Seiten des Brettes, und nach 35. Dxe6 Dxc2 kann der schwarze König den Schachs nicht mehr ausweichen.

 

Runde 4: Fabiano Caruana – Ian Nepomniachtchi

 


Foto: Lennart Ootes

Diese Runde mit den schwarzen Figuren gegen Fabiano Caruana, den Herausforderer der letzten Weltmeisterschaft im Jahr 2018, war natürlich eine Herausforderung für Ian. Nachdem Fabiano mit dem Damenbauern 1. d4 eröffnete, entschied sich Nepo für die „Grünfeld Verteidigung“– eine derzeit sehr beliebte Verteidigung unter vielen Spitzen-Großmeistern. Die klassische Grundstellung entsteht nach 1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 g7–g6 3. Sb1–c3 d7–d5.

Schwarz gibt zu Beginn das gesamte Zentrum an Weiß, und setzt darauf, dass die schnelle Rochade und eine solide Bauernstruktur im späteren Spiel Weiß vor Probleme stellt.

1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 d5 4. cxd5 Sxd5 5. e4 Sxc3 6. bxc3 Lg7


Stellung nach dem 6. Zug von Schwarz: … Lg7

Mit den Entwicklungszügen 7. Lc4 c5 8. Se2 0-0 9. 0-0 Sc6 10. Le3 b6 11. Dd2 Lb7 12. Tfd1 cxd4 13.cxd4 Tc8 14. Tac1 Sa5 15. Ld3 Dd7 folgten die Spieler stets bekannten Pfaden.

Erst nach 16 Zügen zeigte Caruana mit Bauer nach h4 eine aggressive Neuerung, um seinen Angriff auf Ians König und dessen Bauernschutz zu starten.


Stellung nach dem 16. Zug von Weiß: h4

Nepomniachtchi versuchte nun selbst aktives Spiel zu generieren. Und zwar dort wo er nicht seinen König schwächt! Mit 16. h4 Txc1 17. Txc1 begannen die Spieler den Abtausch der Türme auf der offenen Linie.

Weiter ging es mit den nächsten Türmen:  Tc8 18. h5 Txc1 19. Dxc1 Dc8 20. h6 Lf8


Stellung nach dem  20. Zug von Schwarz: Lf8

… und Caruana geht mit einer vorteilhaften Stellung mit Bauer auf h6 und passiven schwarzen Figuren in das Endspiel. Aber vorerst ist der Angriff auf den schwarzen König abgewehrt!

Nach weiteren sauberen Zügen 21. d5 e6 22. Sc3 Sc4 23. Lxc4 Dxc4 24. Dd2 exd5 25.Sxd5 Lxd5 26. exd5 Db4 27. Dd3 Da3 28. Dc2 Da5 29. Dd1 Ld6 30. g3! Kf8! ließ Fabiano mit 31. Df3? den Druck etwas abreißen.


Stellung nach dem  31. Zug von Weiß: Df3

Stärker wäre für ihn gewesen mit seiner Dame nach d4 zu ziehen und die Mitte des Brettes zu besetzen.So ging es noch ein paar solide Züge weiter, und die weiße Dame wird nicht mehr aktiv: 31. Df3 De1+ 32. Kg2 f5 33. g4 Db1 34. Ld4 Kf7 35. De3 De4+ 36. Dxe4 fxe4 ist die Stellung mit den beiden Läufern und der leicht zu verteidigenden Bauernstruktur sehr ausgeglichen.


Stellung nach dem 36. Zug von Schwarz: fxe4

Sie spielten noch eine ganze Weile um den vollen Punkt, aber die Position ist zu solide.
Nach 55 Zügen einigten sich die beiden Spieler auf ein Remis.
Somit führte Ian Nepomniachtchi mit 2,5 Punkten nach vier Runden das Turnier weiter an.

Ian Nepomniachtchi – Der WM-Herausforderer 2021

Foto: Lennart Ootes

 

Ian Alexandrowitsch Nepomniachtchi wird der Herausforderer von Weltmeister Magnus Carlsen bei der Schachweltmeisterschaft 2021 sein.

Wie er zu diesem schachlichen Erfolg kam, und insbesondere welche Partien er dabei im Kandidatenturnier spielte, wollen wir in diesem und den folgenden Blogbeiträgen etwas näher beleuchten.

Das Kandidatenturnier ist ein 14-rundiges Doppelrundenturnier, das regelmäßig darüber entscheidet, wer den amtierenden Weltmeister im Schach herausfordert. Die Spieler erhalten jeweils 100 Minuten Zeit für ihre ersten 40 Züge, dann 50 Minuten für die nächsten 20 Züge und schließlich noch 15 Minuten bis zum Ende der Partie. Außerdem wird den Spielern pro Zug ein 30-Sekunden-Inkrement gutgeschrieben. Ein Remis darf erst nach dem 40. Zug angeboten werden.

Mit seiner ersten Partie konnte Ian Nepomniachtchi mit Schwarz gegen Anish Giri, den jungen niederländischen Schachgroßmeister, bereits einen ganzen Punkt sichern!

Foto: Lennart Ootes

Es begann mit einem Englischen Vierspringerspiel, in dem Weiß am Zug mit d4 das Zentrum öffnen wird.

Bereits im 15. Zug gelang es dann Ian mit seinem Turm aktiv den gefesselten Springer auf c3 anzugreifen, während die weißen Figuren ohne richtiges Angriffsziel eher passiv wirken:

Durch die aktive Dame kann Schwarz großen Druck ausüben und Weiß musste sehr genau spielen um nicht „überrollt“ zu werden.

Nach einigen Abtäuschen kam es zu folgendem Endspiel mit Dame, Turm und Läufer:

Beide haben einen Freibauern – Schwarz auf c4 und Weiß auf a2. Interessant ist auch zu bemerken, dass der schwarze Läufer sich noch nicht von seinem Startfeld entfernt hat. Trotzdem kontrolliert er von c8 aus viele Felder und ist sehr flexibel.

Nachdem einige Figuren in einem spannenden Kampf vom Brett genommen wurden, konnte Ian die Dame behalten, welche nun gegen Läufer und Turm bestehen muss, und gleichzeitig den a2-Freibauern aufhält. In dieser Stellung ist Ian bereits deutlich stärker aufgestellt und kann mit dem Einsatz der Bauern und der aktiven Hilfe seines Königs die weißen Figuren dominieren.

Nach 73 Zügen gab Anish in folgender Stellung auf:

Wir sehen in der Endstellung, dass Schwarz den Bauern und König deutlich besser aufstellen konnte als es Weiß konnte. Nepomniachtchi würde mit seinem König bald dem Bauern zur Umwandlung helfen, entweder nach Txd3 und Bxd3, oder nachdem der König über c3 nach d2 vordringt. Mit Dame und König Seite-an-Seite würde Weiß bald zusammenbrechen.

New in Chess Classic – Analyse der 1. Finalpartie – Carlsen vs. Nakamura

 

Im folgenden Kurzvideo präsentieren wir Euch eine Analyse einer sehr interessanten Schnellschachpartie des amtierenden Weltmeisters Magnus Carlsen gegen Hikaru Nakamura.

Die Schnellschachpartie vom 01.05.2021 war die erste Finalpartie des „New In Chess Classic“, eines 15+10-Onlineturniers, welches der Weltmeister am Ende für sich entscheiden konnte. Das New in Chess Classic, welches die Top-8 Spieler der Kandidatenwettkämpfe des aktuellen Jahres vereinte, war gleichzeitig die 5. Veranstaltung im Rahmen der Meltwater Champions Chess Tour.

Der Weltmeister eröffnete mit dem Damenbauern 1. d4, worauf Nakamura mit 1. … Sf6 antwortete. Nach 2. c4 e6 und 3. Sc3 Lb4 stand die Grundstellung der Nimzoindischen Verteidigung auf dem Brett. Dabei deckt Weiß mit 4. Dc2 den gefesselten Springer auf c3 und greift nach der schwarzen Rochade im 5. Zug den Läufer mit a3 an. Nach dem Schlagen auf c3 nimmt Weiß im 6. Zug mit der Dame zurück, bevor Schwarz mit 6… d5 Raum im Zentrum beansprucht und im nächsten Zug auf c4 schlägt, was erneut die weiße Dame zum Zurückschlagen auf c4 veranlasst.

Weiß verbleibt mit dem Läuferpaar, sein König steht jedoch weiterhin im Zentrum. Nach 9. … La6 mit Angriff auf die auf c4 positionierte Dame folgt 10. Da4, womit der schwarze Läufer sofort wieder angegriffen und damit auch der Springer auf b8 an die Verteidigung dieses Läufers gebunden wird. Damit schaffte es der Weltmeister, die schwarze Entwicklung zu verlangsamen, während sein König weiterhin im Zentrum verblieb.

In dieser Partie belässt Magnus den König sogar während der gesamten Partie im Zentrum, ohne überhaupt zu rochieren. Insofern ist dies eine sehr eindrucksvolle Partie zum Selbststudium, die uns zeigt, dass der König entgegen der allgemeinen Schachregeln die jedes Kind zu Beginn seines Schachlebens erlernt, nicht immer rochieren muss. Insbesondere bei einem späteren Damentausch steht der König im Zentrum oftmals besser und kann im Endspiel einen gewissen Vorteil gegenüber seinem schwarzen Widerpart beanspruchen.

Folgerichtig tauscht der Weltmeister später auch die Damen ab, jedoch nicht bevor er eine interessante Neuerung in dieser Eröffnung im 15. Zug aufzeigt. Nach 14… c5 griff Nakamura den weißen Zentralbauern an, um nach 15. dxc5 mit dem mittlerweile auf d8 positionierten Turm den weißen Turm auf d1 zu schlagen. Diese Stellung mit der weißen Dame auf a4 wurde schon öfters in der Weltspitze gespielt, jedoch wurde hier gewöhnlich mit der Dame auf d1 zurückgeschlagen. Magnus´ Neuerung ist das Zurückschlagen auf d1 mit dem König statt mit der Dame. Dies wird sicherlich den Eröffnungsspezialisten neues Material zur tiefergehenden Analyse geben.

Im Mittelspiel entwickelt sich ein spannender Kampf, wobei Magnus mit Springer und Läufer gegen zwei schwarze Zentralspringer agieren muss. Unser Analyst Martin Röbke zeigt auf, dass Magnus im 29. Zug mit Td4 und einem anschließenden Turmtausch vermutlich in Vorteil hätte kommen können, was er aus seiner Sicht wohl leider verpasste.

Im Nachgang wurde reichlich Material abgetauscht und die beiden Spitzenspieler fanden sich bald in einem sehr interessanten Turmendspiel mit jeweils zwei Freibauern wieder. Nach 49. …f2 steht Schwarz kurz vor der Umwandlung seines Bauern, aber Magnus reagiert nicht darauf und schiebt seinerseits seinen e-Bauern auf die 6. Reihe vor! Natürlich hat der Weltmeister hier alles im Blick und im Video zeigen wir Euch, dass eine Umwandlung des Bauern auf f1 unweigerlich mit einem Schachgebot durch Tb8! und damit verbunden einem Matt einherginge. Auch dies wird natürlich von Hikaru Nakamura erkannt und er schafft es, mit Td3+ den in dieser Stellung einzigen und besten Zug zu finden.

 

Am Ende werden schließlich noch die Türme getauscht und die beiden „nackten Könige“ stehen sich auf dem Brett gegenüber – höchste Zeit für ein Handshake der beiden Spitzenspieler.

Ein eindrucksvolles Remis in einer sehr lehrreichen Partie, insbesondere was die korrekte Behandlung des Turmendspiels angeht! Zum Thema „Turmendspiele“ hatten wir Euch bereits ein Kurzvideo auf unserer Seite „Entwicklung“ bereitgestellt.

Viel Spaß mit dem Video und beim weiteren Selbststudium!

początkowy układ szachów
Schachregeln

Schach ist ein Brettspiel, das schon über tausend Jahre alt ist und aus dem Nahen Osten stammt. Es wurde von Menschen aus allen sozialen Schichten gespielt; und die Fähigkeit, Schach zu spielen bestimmte oftmals im elitären Kreis über den Ausgang wichtiger Entscheidungen, wie zum Beispiel, wer für die Nachfolge des Königs in Frage kam. 

Im folgenden Artikel stellen wir Euch die wichtigsten Schachregeln vor.

Das Schachspiel – die wichtigsten Informationen

Schach ist ein strategisches Brettspiel für zwei Spieler. Das Schachbrett besteht aus insgesamt 64 Feldern mit zwei abwechselnd angeordneten Farben. Das Brett ist horizontal in acht Linien von a bis h und vertikal in ebenso acht Reihen von 1 bis 8 nummeriert. Dies ist jedoch nur wichtig, wenn der Verlauf eines Spiels in Schachturnieren aufgezeichnet und bestimmte Felder definiert werden, z. B. a4 oder b3. 

Auf dem Brett bewegen wir uns mit Spielsteinen, den sogenannten Schachfiguren, wovon jeder Spieler insgesamt 16 besitzt. Die Schachfiguren sind in jeweils acht Figuren sowie acht Bauern unterteilt. Ein Spieler hat die weißen Steine, der andere die schwarzen. Das Ziel des Spiels ist es, den König des Gegners schachmatt zu setzen. Schachmatt tritt auf, wenn der König es nicht mehr vermeiden kann, im nächsten Zug vom Gegner geschlagen zu werden.

Es ist ein „leicht zu erlernendes, jedoch schwer zu meisterndes“ Spiel, was bedeutet, dass es sehr einfach ist, seine Regeln zu lernen und mit Freunden zu spielen. Das Spielen auf einem sehr hohen Niveau erfordert jedoch ein langjähriges Training. Darüber hinaus enthält das Spiel keine zufälligen Elemente, sodass das Endergebnis nur von unseren eigenen Fähigkeiten abhängt.

Anordnung der Schachfiguren auf dem Schachbrett

Das Schachbrett wird so zwischen den Spielern angeordnet, dass sich aus der Sicht eines jeden Spielers unten rechts ein weißes Feld befindet. Die Spieler platzieren anschließend ihre Steine in zwei Reihen. Weiß in den Reihen 1 und 2 und Schwarz in den Reihen 7 und 8. In den Reihen 2 und 7 stehen die Bauern, jeder Spieler hat davon acht. Das Platzieren der Figuren auf den Reihen 1 und 8 ist etwas komplizierter. Beginnend mit der ersten Linie „a“ auf der linken Seite des Brettes wird zunächst der Turm, dann in Linie „b“ der Springer (Pferd), in Linie „c“ der Läufer, in Linie „d“ die Dame, in Linie „e“ der König, in Linie „f“ ein weiterer Läufer, in „g“ ein weiterer Springer und schließlich in der „h“-Linie der zweite Turm aufgestellt. Dabei könnt Ihr sicherlich die symmetrische Anordnung der Figuren mit dem König und der Dame in der Mitte des Brettes bemerken. Denkt bei der Aufstellung Eurer Figuren unbedingt daran, dass „die Dame immer die Farbe verteidigt“, was bedeutet, dass die weiße Dame am Anfang auf einem weißen Feld und die schwarze Dame zunächst auf einem schwarzen Feld steht.

Schachdiagramm mit Grundstellung

Der Bauer – Die Infanterie im Schach

Nachdem wir die Anfangspositionen der Schachfiguren kennengelernt haben, möchten wir uns den Grundregeln des Schachspiels widmen. Der Bauer ist die einfachste und grundlegendste Schachfigur. Er kann sich nicht rückwärts, sondern nur vorwärtsbewegen und diagonal, genauer gesagt schräg nach vorn, schlagen. Es ist damit die einzige Schachfigur, die sich anders bewegt als sie schlägt. Die Bauern sind die erste Frontlinie, sie können sich bei ihrem ersten Zug entweder ein oder sogar zwei Felder vorwärtsbewegen. Der Bauer kann auch die spezielle Aktion des Schlagens im Vorbeiziehen, sog. „en passant“ ausführen, die jedoch in dieser Phase des Spiels noch nicht benötigt wird.

Wie bewegen sich die Schachfiguren? 

Ein Läufer kann sich diagonal beliebig weit, jedoch nur auf einer Feldfarbe, bewegen.

Das Schachpferd (Springer) bewegt sich in Form des Buchstabens L. Der Zug des Springers erfolgt von seinem Ausgangsfeld immer zwei Felder waagerecht und dann ein Feld senkrecht oder umgekehrt. Der Springer ist die einzige Figur, die über andere Schachfiguren hinweg „springen“ kann, so dass seine Bewegung nicht durch eine „im Weg stehende Figur” blockiert werden kann.

Der Schachturm kann sich sowohl vertikal als auch horizontal über eine beliebige Anzahl von Feldern bewegen.

Die Dame darf auf jedes beliebige Feld derselben Reihe, Linie oder Diagonale ziehen. Ihre möglichen Züge sind eine Kombination aus Turm- und Läuferzügen. Sie ist damit die beweglichste Figur auf dem Schachbrett. 

Der Schachkönig kann jeweils ein Feld in jede Richtung gehen, wobei er dabei kein bedrohtes Feld betreten darf. Wenn ein König von einem gegnerischen Stein bedroht wird, so sagt man, er stehe im „Schach”. 

Von links nach rechts; Bauer, Turm, Springer, Läufer, Dame, König 

Außer dem Springer darf keine Spielfigur ein Feld überqueren, welches bereits von einer anderen Figur besetzt ist. Im Falle einer eigenen Figur (mit derselben Spielfarbe) muss der Zug in einem davor liegenden Feld enden. Im Falle einer gegnerischen Figur kann das Feld betreten werden, indem die sich darauf befindliche Figur geschlagen wird.

Schlagen, Bauernumwandlung und Mattsetzen 

Beim sogenannten „Schlagen“ wird ein Feld, auf dem sich eine gegnerische Figur befindet, betreten. In diesem Fall bleibt unsere Figur auf dem neuen Feld stehen und die gegnerische Figur wird vom Brett entfernt.

Ein Bauer kann in eine andere Schachfigur„umgewandelt“ werden, wenn er sich auf der letzten Reihe befindet (Reihe 8 für Weiß und Reihe 1 für Schwarz). Dann können wir auf dieses Feld anstelle des Bauern jede beliebige Figur (außer dem König) platzieren. Von nun an können wir die neu hinzugewonnene Figur so einsetzen, als ob wir sie von Anfang an besessen hätten.

„Matt setzen“ – ist die Aktivität, die das gesamte Spiel von Beginn an bestimmt. Das Ziel ist es, eine Situation herbeizuführen, in der der König des Gegners gefährdet ist, geschlagen zu werden („Schach“), ihn keine der eigenen Figuren verdecken kann und er selbst kein sicheres Feld mehr hat, auf welches er flüchten kann. Wir führen also eine Situation herbei, in der wir ihn bei unserem nächsten Zug definitiv schlagen könnten. Dann sagen wir, der gegnerische König sei „schachmatt“ und das Spiel ist beendet!

 

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